Die Geschichte der Goldenbower Mühle
Etwa um 1860 zog aus Wesenberg der gelernte Müller Hermann Pagenkopf nach Goldenbow. Er erwarb die Häuslerei Nr. 8. und beabsichtigte, dort eine Mühle zu bauen. Im Jahre 1869 dürfte der Bau einer Erdholländermühle vollendet und der Mühlenbetrieb aufgenommen worden sein, da in diesem Jahr erstmals die anfallenden Steuern vom Müller zu entrichten waren. Die Mühle produzierte vorrangig Weizen- und Roggenmehl, aber auch Graupen und Grütze (aus Gerste).
Die Holländermühle befand sich bereits im Besitz der dritten Generation der Familie, als sich Hermann Heinrich Pagenkopf 1924 auf Grund des großen Getreideanbaus in Mecklenburg und um die Kapazität der Mühle zu erhöhen zum Abriß der alten Erdholländermühle entschloß, um sie als Galerieholländer neu aufzubauen. Die Feldsteinmauern der alten Mühle fanden dabei im Fundament der neuen Mühle Verwendung. Die neue Mühle hat eine Höhe von 23 Metern und einen Durchmesser von 10 Meter am Boden. Die Mühle besaß ursprünglich zwei Galerien, eine in etwa 4,5 m Höhe, umlaufend, die andere war ganz oben am Mühlenkopf, wo noch heute zwei große Fenster den ehemaligen Ausstieg anzeigen. Von hier hat man bei klarem Wetter Sicht bis nach Schwerin. Von der unteren Galerie hing man in die Flügel eine Kiste mit Feldsteinen, wenn der Mühlenbetrieb eingestellt wurde und ein unbeabsichtigtes Zuschlagen der Klappen vermieden werden sollte. Dem Zeitgeist entsprechend erhielten die Flügel der Windrose am hinteren Mühlenkopf einen schwarz-weiß-roten Anstrich. Die Mühle erfreute sich großen Zuspruchs, so daß die Windkraft bald nicht mehr ausreichte, um alle Kundenwünsche zu befriedigen. 1929 kaufte sich der Müller eine Dampfmaschine und ließ sie in einen Schuppen neben der Mühle einbauen. Der Dampfkessel wog schwer, und zehn Pferde mußten vor den Wagen gespannt werden, als das Gerät vom Bahnhof auf den Mühlenberg gefahren wurde. Über eine Welle erfolgte die Kraftübertragung zur Mühle. Als in den dreißiger Jahren ein Dieselmotor als Antrieb eingebaut wurde, verkaufte man die Dampfmaschine an das Sägewerk in Suckow.
Die Familie Pagenkopf betrieb die Mühle bis 1957. Dann schrotete die LPG in der Mühle, bis notwendige Reparaturen anstanden, aber nicht mehr ausgeführt wurden. Letztendlich stellte die LPG den Betrieb ein. Damit begann der Zerfall der Mühle. Die gesamte Technik, bis auf den Teil im Mühlenkopf, auf dem Mehlboden und die Königswelle wurde herausgerissen. Aus den Räumen entstanden Lagerflächen.
Im Jahre 1986 wurde die Mühle als technisches Denkmal auf die Denkmalliste gesetzt. Im Mai 1987 erfolgten denkmalpflegerische Arbeiten zur Erhaltung des Bauwerkes. Dachhaut und Haube wurden instand gesetzt, die untere Galerie erneuert und der Einbau neuer Fenster abgeschlossen. Im gleichen Jahr begann der Umbau der Inneneinrichtung. Das nicht mehr verwendbare Mahlwerk wurde ausgebaut. In der Mühle sollte eine Jugendherberge entstehen. Mit der Wende wurden alle derartigen Pläne eingestellt.
1994 kaufte Jürgen Schulz,
die Mühle von der LPG und begann den Umbau zu
einer Gaststätte. Nach knapp zwei Jahren intensiver
Bautätigkeit wurde am 1. Juni 1995 die Mühle als
private Mühlengaststätte eröffnet. Der Charakter
der Mühle wurde dabei weitgehend erhalten.
Ab 1. Februar 2003 muß Mühlenwirt Jürgen Schulz aus wirtschaftlichen Gründen diese gastronomische Einrichtung schließen. Die Mühle stand dann 3 Jahre leer.
Seit 1.Dezember 2006 gibt es wieder Leben in der Mühle. Sie wurde aufwendig und liebevoll saniert und zu einem Ferienhaus ausgebaut. (Pressebericht) |
2011 kommen die alten Segelgatter runter und die Mühle bekommt wie schon 1924 wieder Jalousieflügel. Damit sind wir dem historischen Vorbild wieder ein Stück näher :-) |
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